Viele verschiedene seelische Krankheiten führen irgendwann möglicherweise in ein psychiatrisches Krankenhaus oder eine psychiatrische Abteilung einer Klinik.
Anfangs ist das eine sehr aufregende Zeit,in der viele Fragen auftauchen.
In den neunziger Jahren war die stationäre Behandlung in der Psychiatrie noch ein unbekanntes Wesen,man hatte mal davon gehört,aber konnte sich nichts genaues darunter vorstellen.
Es existiert,bis heute noch ein Schreckensbild der Psychiatrie.
Es existiert,bis heute noch ein Schreckensbild der Psychiatrie.
Was wir in Filmen sehen,stärkt das schlechte Bild der Psychiatrie eher,als daß es aufklärend wirkt.
Die Anzahl stationärer Aufenthalte wird weiter steigen,proportional dem seelischen Druck und Stress der heutigen Zeit.
Sei es Depressionen,Psychosen,Persönlichkeitsstörungen,Esstörungen,
Alkohol-Tablettenmißbrauch,Burn-Out-Syndrom oder Suizidgedanken,die Ursachen,die in die Klinik führen sind sehr verschieden.
Sei es Depressionen,Psychosen,Persönlichkeitsstörungen,Esstörungen,
Alkohol-Tablettenmißbrauch,Burn-Out-Syndrom oder Suizidgedanken,die Ursachen,die in die Klinik führen sind sehr verschieden.
Was passiert eigentlich in der Psychiatrie ?
Gibt es Elektroschocks und geschlossene Abteilungen ?
Gibt es Elektroschocks und geschlossene Abteilungen ?
In fast jeder Familie finden sich Betroffene, die bereits ein- oder mehrere Klinikaufenthalte erlebt haben.
Ich versuche hier einige,der häufigsten Fragen zu beantworten.
Es gibt sicherlich viele verschiedene Ursachen und Lebenswege,die in die Psychiatrie führen und jeder muß sich selbst Zeit geben,zu verstehen,wie das eigene Leben in die Klinik geführt hat.Geduld mit sich haben ist ein Schlagwort in der Psychiatrie.
Wie erfolgt die Einweisung in die Klinik ?
Oft erfolgt die Einweisung über den Hausarzt oder Psychiater/Neurologen.
In seltenerem Fall wird der Patient zwangseingewiesen (dazu später).
Welchen Zeitraum benötigt die Behandlung ?
Die Dauer des Aufenthaltes kann wenige Tage,Wochen oder mehrere Monate betragen.
Erst im Laufe des Aufenthaltes entsteht eine Abschätzung des Zeitraumes,der zur Behandlung benötigt wird.
Es ist wenig hilfreich,sich mit anderen Patienten zu vergleichen,jeder Patient ist ein Individuum.
Zeit spielt in der Psychiatrie eine untergeordnete Rolle.
Zeit spielt in der Psychiatrie eine untergeordnete Rolle.
"Die seelische Krankheit ist kein Beinbruch,der nach wenigen Wochen verheilt."
Warum sind oft Gegenstände,wie Rasierklingen,Elektrogeräte,Laptops,Nagelscheren,
etc.beim Pflegepersonal abzugeben?
Die Gefahr von Selbstverletzung,Suizid ist sehr hoch in einer seelischen Krise,deshalb werden alle"gefährlichen" Gegenstände eingesammelt,können aber jederzeit problemlos ausgeliehen werden.
Laptops,Handys,etc.sind nicht überall erlaubt und müssen gegebenenfalls auch abgegeben werden.
Oft wird bewusst darauf geachtet,nicht in virtuelle Welten abzutauchen oder belastende Kontakte
durch emails,sms zum Beispiel aufrechtzuerhalten.
durch emails,sms zum Beispiel aufrechtzuerhalten.
Auf der Station gibt es in der Regel ein Patiententelefon.
Warum darf auf einigen Stationen kein Besuch empfangen werden ?
Der Patient,die Patientin,soll sich auf die eigene Person konzentrieren und gerade in der Anfangszeit keine belastenden Kontakte aufnehmen.In den meisten Kliniken gibt es feste Besuchszeiten.
Nach den Anwendungen,häufig nachmittags,am Abend oder an Wochenenden darf Besuch empfangen werden.Oft dürfen Kinder nicht mit auf die Station.Es gibt häufig Räume,Cafeteria etc.,in denen Besuch gern empfangen werden kann.Der Patient soll schließlich nicht gänzlich von der Umwelt isoliert werden.
Nicht immer darf etwas mitgebracht werden.Auf Stationen für Essstörungen dürfen häufig keine Lebensmittel mitgebracht werden und auf Suchtstationen natürlich keine alkoholhaltigen Lebensmittel,Mundspülungen,Koffein (Cola oder Kaffee)etc.
Manchmal fragt das Personal danach.Also,erst erkundigen beim Pflegepersonal.
Darf ich während des Aufenthaltes nach Hause ?
Viele Kliniken bieten Beurlaubungen an,denn es ist langfristig Ziel,ins eigene Umfeld zurückzugelangen.
Meistens darf an den Wochenenden nach Hause gefahren werden.
Ein Kraftfahrzeug darf nicht immer gefahren werden,aus versicherungstechnischen Gründen oder Medikamenteneinnahme z.B.Ebenso ist oft nur eine Übernachtung möglich z.B.Samstag/Sonntag.
In seltenerem Fall wird der Patient kurzfristig entlassen und neu aufgenommen.(Wenn der Anfahrtsweg sehr lang ist z.B.)
Welche Therapien bieten Klinken in der Regel an ?
Mittlerweile bieten viele Kliniken ein breites Spektrum an Therapien an. Einzelgespräche,Gruppentherapie,Kunst und Ergotherapie,kreatives Gestalten sind Alltag im Stationsablauf.Sport und Bewegungsgruppen,oftmals Entspannungsübungen,meditative Übungen zum Stressabbau gehören mit hinzu.
Die Kliniken verfügen oft auch über zahlreiche physiotherapeutische Behandlungsmöglichkeiten.
(Fango,Massage oder Krankengymnastik)
(Fango,Massage oder Krankengymnastik)
Sportbekleidung ist in der Regel mitzubringen.
Sozialdienste helfen,z.B.finanzielle Schwierigkeiten zu klären, bieten Hilfestellung bei Behördengängen.
An einigen Klinikstandorten gibt es Traumatherapie,DBT-Konzepte,Verhaltenstherapie.
Der einweisende Arzt hat die Möglichkeit,gleich die entsprechende Klinik herauszufinden.
Die Kliniken haben heute ein eigenes Internetportal und man kann hier im Netz vorab Informationen finden.
Welche unterschiedlichen Kliniken gibt es ?
Neben Allgemeinpsychiatrischen Stationen auf denen ein breites Spektrum an Erkrankungen behandelt wird,gibt es Fachkliniken und Stationen psychosomatischer Medizin,z.B.bei Essstörungen,Depressionen-Angsterkrankungen oder BurnOutSyndrom.
Alkohol-und Drogenentzug z.B.werden auf speziellen Suchtstationen und weiterführend in Langzeittherapien behandelt.Auch Selbsthilfegruppen,wie etwa die Anonymen Alkoholiker,können Fachkliniken aus eigener Erfahrung empfehlen.
Borderlinestationen bieten häufig die dialektisch-behaviorale-Therapie an.(DBT)
Daneben gibt es auch tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie.In der Regel erstreckt sich die Therapie über ca.12 bis 16 Wochen.Auch Intervalle werden miteingeplant,um zuhause die Belastung zu testen und neue Verhaltensweisen einzuüben.
Daneben gibt es auch tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie.In der Regel erstreckt sich die Therapie über ca.12 bis 16 Wochen.Auch Intervalle werden miteingeplant,um zuhause die Belastung zu testen und neue Verhaltensweisen einzuüben.
In anderen Kliniken steht die Verhaltenstherapie an erster Stelle,bei Angst-Zwangsstörungen etwa.
Mit Verhaltenstherapie (VT) wird ein ganzes Spektrum von Formen der Psychotherapie bezeichnet. Allen Formen ist gemeinsam,daß die Hilfe zur Selbsthilfe für den Patienten im Mittelpunkt steht,ihm nach Einsicht in Ursachen und Entstehungsgeschichte seiner Probleme Methoden an die Hand gegeben werden,mit denen er zukünftig besser zurecht kommt.
Es gibt kein Patentrezept,für Krankheit A hilft Klinik B,und so weiter.Es können mehrere Anläufe nötig sein und manchmal hilft auch eine Kombination der Therapien.
In der Regel kann der Hausarzt die Therapie anordnen,aber auch Selbsthilfegruppen können nützliche Informationen geben.Mittlerweile gibt es in vielen Regionen Beratungsstellen oder sozialpsychiatrische Dienste.
Kann ich die Station jederzeit verlassen ?
Keine Klinik will Patienten festhalten und in der Regel kann die Station verlassen werden.
Man kann sich für gewisse Stunden abmelden oder Beurlaubungen beantragen.
In der Anfangszeit oder bei akuter Gefahr für sich selbst,darf die Station nicht alleine verlassen werden.
Sobald es dem Patienten wieder besser geht,hat er wieder freien Ausgang.
Wurde man zwangseingewiesen,so sprachen Gründe dafür,die Akutphase auf Station und/oder Aufsicht zu verbringen.(Suizidalität,Selbstverletzung,etc.)
Hierbei muß die Aufnahme,gegen den eigenen Willen,richterlich angeordnet werden.
Pro Jahr werden in Deutschland mittlerweile etwa 110.000 Menschen nach den Unterbringungsgesetzen der Länder (UBG/PsychKG) zwangsweise untergebracht.
Eine Behandlung gegen den Willen des Betroffenen ist auch bei nicht vorhandener Einwilligungsfähigkeit des Betroffenen nur in den Fällen von Lebensgefahr,von erheblicher Gefahr für die eigene und für die Gesundheit anderer Personen zulässig.
(Link zum PsychKG siehe unten)
Der Aufenthalt auf geschlossenen Station wird so kurz wie möglich gehalten,er ist eine Schutzmaßnahme für sich selbst und/oder Andere.
Oft werden Spaziergänge mit dem Personal angeboten,um auch an schweren Tagen die Station mal verlassen zu können.
Ist man aufgrund eines Entzuges in der Klinik,gelten eigene Regelungen und Vereinbarungen.
Wie etwa die Kontrolle auf Suchtmittel,nach dem Ausgang,oder kein Ausgang alleine in den ersten Tagen.
Das sind leider schwierige Phasen,aber sie sind begrenzt auf ein Mindestmaß an Tagen.
Gibt es wirklich "Elektroschock" oder Fixierung am Bett ?
Ja, gibt es.Aber!:Die Elektrokrampftherapie (EKT) auch Elektrokonvulsionstherapie (die alte Bezeichnung Elektroschocktherapie ist längst nicht mehr üblich) wird in der Psychiatrie zur Behandlung psychischer Störungen eingesetzt. Das Wirkprinzip der EKT besteht in der Auslösung eines epileptischen Anfalls durch Verabreichung von elektrischem Strom am Schädel des narkotisierten Patienten. Angewendet wird die EKT vorwiegend bei schweren depressiven Störungen mit Suizidalität oder wahnhaften Symptomen.Hier gehört sie zu den wirksamsten Therapieoptionen und kann auch bei bisher therapieresistenten Depressionen zu einer weitgehenden Verbesserung führen.
Der Patient steht unter Narkose und ist bewusstlos.Er willigt selbst die Behandlung ein.
Bestimmte psychiatrische Symptome wie Wahn, Depressivität, insbesondere schwere depressive Hemmung und andere reduzieren sich nach einer Reihe solcher Anwendungen deutlich oder verschwinden ganz. Man vermutet, dass durch die Auslösung der unkontrollierten elektrischen Entladungen im Gehirn der Stoffwechsel der Neurotransmitter und Hormone so beeinflusst wird, dass es zu einer Neuorganisation im Nervensystem kommt.
Gibt es eine Fixierung des Patienten am Bett ?
Dem Patienten wird der Grund der Fixierung erklärt.Sie dient dem Schutz seiner selbst oder anderer und stellt keine Bestrafung dar.
Dem Patienten wird der Grund der Fixierung erklärt.Sie dient dem Schutz seiner selbst oder anderer und stellt keine Bestrafung dar.
Bei starker Erregung oder Gewaltandrohung (oft in psychotischemStress und Angst)wird der Patient beruhigt und die Situation deeskaliert.Die Fixierung wird so kurz wie möglich durchgeführt.Ausreichend geschultes Personal muss vorhanden sein.
Die Fixierung ist eine freiheitsentziehende Maßnahme und muss richterlich angeordnet werden und sofort beendet werden,wenn der Patient keine Gefahr für sich und andere ist.
In Film und Fernseh wird die Psychiatrie gerne als Horrorszenario dargestellt,in dem Menschen gequält werden,völlig unsinnig.Diese Zeit und ihre Methoden sind sicherlich ein ewiges Mahnmal der alten Psychiatrie und erinnern an menschenunwürdige Praktiken,die zur Vergangenheit gehören.
" Schlaflos,in diesen Betten " |
Was soll ich bloß den anderen sagen ?
Der erste Aufenthalt in der Psychiatrie wirft immer die Frage auf,wie die Umgebung darauf reagiert und wieviel man von sich preisgibt.
Ich habe positive Erfahrung gemacht,besonders in den letzten Jahren.Der Tod von Robert Enke z.B. hat seelische Erkrankung,hier Depressionen,auf die Titelseite der Zeitungen gebracht.
Ich höre immer öfter,daß in verschiedenen Familien Betroffene sind und schon mindestens einmal in psychiatrischer Behandlung waren,es aber lieber verschweigen.
Der Umgang mit Psychiatrie wird zunehmenst transparenter und es wird dabei deutlich,daß es sich bei den Patienten um ganz "normale" Menschen handelt.
Ver-rückt,bedeutet "Zur Seite gerückt" aber immer noch der Mensch mit all seinen Fähigkeiten und Merkmalen zu sein.
Ich habe sehr interessante Menschen getroffen,die mit ihrem Leben Schwierigkeiten haben,aber dazu stehen,in psychiatrischer Behandlung zu sein.
Ich beantworte gerne Fragen rund zum Thema Psychiatrie.
Psychisch-Krankengesetz (PsychKG) :