Warum Malen ?, oder ,Warum gehts mir besser ?
Auf dem Foto sitze ich in Gedanken versunken und mit einem Bleistift ,hinterm Ohr bewaffnet ,auf dem Tisch.
Ich habe seit meiner Kindheit gerne gemalt. Der Spass daran wurde mir später, in den Schuljahren,ab der 5. Klasse genommen. Benotungen ,Kommentare des Lehrers oder Themen, die für mich schwierig waren und es noch heute sind,haben mir mehrere Jahre, die Freude am Malen genommen.
Viele Jahre später sollte mir die Malerei wieder begegnen, in einer Zeit ,Art und Weise, die völlig unerwartet kam.
Ich befand mich, in Ängsten gefangen ,in einem schwer aushaltbarem Zustand, über mehrere Jahre.
Mein Eltern schenkten mir, 1997 ,eine Aquarell-Ausrüstung, die mehr und mehr von mir genutzt wurde.
Ich fing an ,mich stundenweise auf ein Bild zu konzentrieren, ja auch die Umgebung zu beobachten.
Der Anspruch an meine ersten Bilder war viel zu hoch und es frustrierte mich, so ungeschickt in der Zeichnung und Farbgebung zu sein. Diese Bilder lagern heute in meinem Keller, denn ich finde es wichtig,den künstlerischen Weg nachvollziehen zu können. Auch die Bewertung der eigenen Bilder ändert sich von Zeit zu Zeit.
Dann kam eine Phase der Pause .Nein ,eigentlich war es keine Malpause, es war vielmehr der Versuch,meine Gefühle in Bildern auszudrücken,also weg vom Gegenständlichen.
In diesen Bildern gelang es mir,eine Erleichterung, ein positives Gefühl zu finden, eine Art Ventil für Anspannung und Angst.
Die Bilder waren sehr dunkel gehalten,zeigten meist öde Landschaften, traurige Menschen und Momente im Schmerz.
Tiefe ,finstere Abgründe taten sich auf und sorgten für Aufregung in meiner Umgebung.
So was ist ja schrecklich ! Das sind die Bilder eines kranken Menschen.
Während meine Bilder gefühlbeladener wurden,zeigte sich eine interessante ,zweite Veränderung:
Ich hatte Ruhe und Kraft ,Landschaften und Szenen in Aquarelltechnik zu malen.
Die Umsetzung einzelner Übungen wurde besser .
"Indian Summer ",1999
Zum ersten Mal konnte ich auf etwas stolz sein, was ich selbst gestaltet hatte. Ich sah nicht mehr nur noch Schwarz, ich sah die Welt um mich herum, später auch die Menschen darin.
Die ersten Aquarelle entstanden in Hamburg und fanden sogar damals schon ein Interesse meiner Mitmenschen.
Mir wurde Mut gemacht, mit der Malerei an die Öffentlichkeit zu gehen, auch mit düsteren Themen.
Zeiten ,intensiver Malerei lösten sich ab mit Phasen des Schreibens oder anderer kreativer Beschäftigung, was einen ähnlichen Effekt hat,wie die Malerei.
Oft fühlte ich mich kritisiert, als ich die Ratschläge von professionelleren Malern bekam.
Ich wertete meine Bilder gnadenlos ab, wollte aufhören ,weil meine Bilder irgendwie nicht " gut " waren.
Die Betrachtungsweise wurde erst später dahingehend anders, daß ich die Malerei spielerischer sehen konnte und auch von anderen viel lernen konnte.
Jede Kritik ist hart und von dreissig Bildern gefällt vielleicht nur eines.
Und dieses eine gefällt ,ein Jahr später, auch schon nicht mehr, weil ich mich verändert habe.
Es gab eine Entwicklung der Themen. Zuerst standen Gefühle im Vordergrund und die Bearbeitung meiner Vergangenheit, dann folgten Landschaften und schliesslich Menschen.
Durch mein mehr und mehr gewonnenenes Vertrauen, " durfte" ich mich den Menschen nähern, innerhalb der Kunst und im realen Leben.
Aus heutiger Sicht sind dies ,mehr oder weniger ungeschickte Versuche,eines Portraits oder Aktes, die mir heute noch nicht leicht fallen.
Die Malerei war ein Weg, das Leben mit der seelischen Wunde ,zu leben, vielleicht darin zu überleben.
Darum geht es mir, zu zeigen ,daß Kunst gelebt werden kann ,in allen Facetten,wenn sie auch mal nicht so schön sind.
Ich traf sehr nette Menschen ,bekam Lob und Kritik, bis zum heutigen Tag.
Die Angst vor der weissen Leinwand ist manchmal noch da ,aber sie ist nicht mehr so gross, wie sie es vor einigen Jahren noch war. Es darf auf diesem Weg auch schlechte Bilder und Fehlversuche geben, auch wenn sie zuerst frustrierend sind.
Das ist gelebtes Leben. Das ist die Welt ,so wie ich sie sehe.