Magersucht - auch Männer hungern



Magersucht ist längst ,keine typisch weibliche Krankheit mehr.
Rund zehn Prozent der an Essstörungen leidenden Menschen sind Männer.
Die Zahl geht von Schätzungen aus, da Männer oft ihre Krankheit verbergen,oder keine Hilfe in Anspruch nehmen.
Doch gerade in den letzten Jahren hört man(n) in den Medien vermehrt von essgestörten-männlichen Persönlichkeiten.Zum Beispiel der Skispringer Sven Hannawald.
Essstörungen treten eher an die Öffentlichkeit, viele Frauen und Männer,"outen"sich früher,als in den achtziger- und neunziger Jahren.
Es bestehen,leider,direkte Zusammenhänge von gesellschaftlichen und sportlichen Idealbildern und Magersucht.
Während im Sport zum Beispiel jedes Gramm des eigenen Körpers Auswirkung auf Erfolg und Misserfolg hat,ist der Weg in eine Essstörung schnell gebahnt.
Aber auch die Welt der Mode und der körperlichen Idealbilder hat sich in den letzten Jahren zunehmend verzerrt.











Essstörungen haben viele verschiedene Ursachen ,doch die Einstiegsdroge ist eine Abmagerungskur,verbunden mit dem Streben nach Perfektionismus und Leistung.
Der " Inhalt " männlicher Magersucht ist durchaus vergleichbar mit weiblichen Themen und eine der Hauptursachen ist fehlendes Selbstbewußtsein .Das Körperideal wird dabei verzerrt und die Selbstwahrnehmung suggeriert Übergewicht ,selbst bei starkem Untergewicht.
Die Essstörung hat,so wie sie ist ,eine Funktion, eine zunächst sinnvolle Lösung für einen innerseelischen Konflikt.
Abnehmen kann auch als erster Erfolg im Leben, als eigene Entscheidung, oder als Grenze zur Familie und Aussenwelt gesehen werden.
Sie führt ,gerade in der Entstehungsphase zu Euphorie und einem Sicherheitsgefühl.
"Wenn ich schon erfolglos bin, habe ich jetzt etwas geschafft!"
Der Effekt ist bei Mann und Frau ähnlich.
Die Welt der Light-Produkte suggeriert ,daß der Verzehr quasi ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen,erfolgen kann.
" Du darfst " sozusagen.

Die Mutter ist schuld ! ???
Gerade in der Geschichte von Psychologie ,von Analyse und Freudschem Verständnis,wird oft eine konfliktreiche Mutter-Kind-Beziehung erwähnt.
Direkte Zusammenhänge von Erziehung und Kindheit galten lange als Ursache.
Es geht heutzutage nicht um Schuld ,sondern eher um das Rollenverständnis in der Familie.
Die Umgebung, in der Esstörungen entstehen ,ist oft von Faktoren bestimmt,die das Entstehen einer seelischen Krankheit begünstigen.
Gerade in den Schwellenjahren von Kindheit zu Erwachsenwerden brechen sie dann aus.
Oft ist es ein gescheiterter Versuch ,Autonomie und Selbstbewusstsein zu erlangen.
Eine Essstörung bietet in diesen Jahren den einzigen Halt und kann als ein Ersatz,zur Loslösung vom Elternhaus gesehen werden.
Die Eltern waren vielleicht sehr besorgt und haben alle Versuche selbständiger zu werden verhindert ,aus Angst und Unsicherheit. Aber auch emotionale Vernachlässigung ,Stress,Leistungsdruck können Ursache sein.Häufig findet man in den Familien Menschen,die sensibel reagieren oder bereits seelisch erkrankt sind.Die Krankheit liegt also als ein Problem der ganzen Familie vor.
Alle sollten an einem Strang ziehen und nicht die Problematik verdrängen.Gefühle verändern sich in der Zeit,vieles erscheint in einem anderen Licht .Das Leben verlangt eine Loslösung vom Elternhaus, die Rolle in der Familie fordert jedoch hier häufig ,Kind zu bleiben.
Aus dem Zwiespalt kann die Essstörung zunächst ein Weg sein, beide Forderungen zu erfüllen.
" Geht das wieder weg ?"
Es ist hilfreich,die Erkrankung als ein Verhalten zu betrachten, als eine Reaktion auf
einen Konflikt. Sie verschwindet leider nicht einfach, sie kann aber,in ihrem weiteren Verlauf durchaus positiv beeinflusst werden.
In diesem Fall lebt man(n) mit der Krankheit und findet einen eigenen Weg,der zu mehr Lebensqualität führt und durchaus lebenswert ist.

" Du siehst ja wieder normal aus !..." habe ich oft gehört. Den Weg zurück, zum Normal- oder Idealgewicht gibt es ,aber die Krankheit ist damit nicht einfach verschwunden,sie hat tiefere Ursachen, die jede(r) selbst für sich finden muss.Essen wird nie selbstverständlich sein,aber die Vehemenz,der Zwiespalt wird nachlassen und "unwichtiger" werden.
Essen löst dann keinen starken Stress mehr aus.
Leider haben Esstörungen Begleitsymptome,wie Depression ,Angst und Zwangsstörungen,Psychosen oder dissoziative Störungen.Auch traumatische Erlebnisse,Todesfälle ,gescheiterte Beziehungen und Stress lösen häufig Essstörungen aus.Deshalb ist es wichtig,in psychotherapeutischer Behandlung zu bleiben.
Egal ob Frau oder Mann, das Leben mit der Essstörung ist eine Entdeckung des eigenen Selbst.Eine Suche nach verborgenen Ängsten und deren Überwindung.
Sie kann im schlimmsten Falle zum Tode führen,wenn sie unbehandelt bleibt,oder auch körperliche Langzeitschäden hervorrufen.
Mittlerweile gibt es Fachabteilungen ,die vermehrt männliche Patienten behandeln.
Weitere Antworten auf Fragen zu Therapie,Verlauf oder Klinken findet man(n) auch hier, im Internet.Das Internet bietet aber keinen Ersatz für eine Psychotherapie.Auch Psychopharmaka können die Symptome mindern oder die Angst und Depression abschwächen.
Ein Psychiater,Neurologe sollte zu Rate gezogen werden, zu einer genauen Diagnostik und weiterer Behandlung.
Ambulante oder stationäre Psychotherapie, Selbsthilfegruppen, sind wichtige Bausteine der Therapie.Leider bestehen häufig lange Wartezeiten ,das Körpergewicht spielt dabei eine Rolle, so kann vor einer Psychotherapie ein gewisses Mindestgewicht vorgeschrieben sein, damit die Therapie überhaupt verarbeitet werden kann.Eventuell, bei starkem Untergewicht ,wird noch eine medizinische Behandlung erforderlich.


http://www.magersucht.de
http://www.bulimie.de

( Dort findet man auch Hinweise zu Kliniken und Therapieformen )